Touris sind nun in Karakol, im Osten Kirgistans, auf dem Viehbasar und poschten sich auch sogleich ein neues Transportmittel. Mit dem Lada hats ja nicht geklappt, mit Pferden ist es da schon viel einfacher. Hingehen, so tun, als ob man vom Fach kaeme. 20 m hinter den Einheimischen herlaufen, die fuer uns die Preise tscheggen und den wild gewordenen Hengsten, Stieren und Schafen ausweichen, die querbeet zwischen Massen von Menschen Hin und Her galoppieren, muhen und bloeken.
Die grosse Herausforderung war ja zwischen den vielen klapprigen und wilden eines zu finden, dass in unsere Tourigruppe passen koennte. Esel werden da ja leider nicht angeboten. Nach langem Feilschen und Hin und Her verhandeln und so tun, als ob man kein Interesse haette, da die Preise bis zum Ende noch fallen, kommt die Stunde der Erloesung. Wir entschieden uns fuer das flotte Maedel F.J. von Frida. Kurz Frida. Kriegst du aber nur blutt, das Halfter geht traditionsgemaess an den Verkaeufer. Was nun? Aber hier kriegst du alles, haben uns fuer 25 Fraenkli das ganze Tiermaterial reingezogen. Sattel, Halfter, Seil und Eisenpflock. 2 mal 3 m Filzdecke die Haerri nach gelernter Taeppselerkunst als Sattelunterlage zusammennaehte und liessen das arme Tier fuer 50 Rappen noch zur Pedicure. Leider sahen wir zu spaet wie das die Kirgisen handhaben und Friedchen musste in ein Gatter gekettet werden, Kopf wird befestigt und dann Hauruck beide linken Beine hoch. Biegt sie den Fuss nicht von selbst, wird mit dem eigenen Fuss noch nachgetreten. Die Beine werden dann mit Seilen straff an die Pfloecke gefesselt und um den Bauch werden Gurten gelegt, die so hoch gezogen werden, dass sich wohl der ganze Mageninhalt in die Speiseroehre drueckt. Dann nimmt man die grosse Zange und kafelt irgendwas am Huf ab. Fertig! Gut, ist Frida so easy drauf und traegt keine bleibenden Schaeden davon! Danach werden die grossen Dollarscheinchen gezueckt, Haende geschuettelt, du kriegst noch das Verkaufsfoetzeli und Touris trotten mit der neuen Freundin davon.
So unbuerokratisch wie du hier einen Gaul kaufst, so einfach kriegst du auch die Verlaengerung fuer das Visum. Man staune, innert 10 Minuten waere das ganze abgewickelt, haetten Touris nicht zweimal den gleichen Fehler gemacht und die Passfotos vergessen. Egal, mit Abstrichen muss man von arbeitslosen Gartenhag- und Landstreicher rechnen, die sich erst seit zwei Tagen im Land befinden. Fuer unser Uebergepaeck brauchen wir dringend koerperliche Unterstuetzung und wollen es zeitlich ja auch voll ausnutzen und darum denken wir, sind zwei Monate einfach besser wie nur einer und man weiss ja auch nie wie weit man kommt.
Was uns gleich zum ersten kleinen Problem fuehrt, aber zunaechst mal muss man sich auch die Pack-und Ladeweise der Kirgisenbrueder reinsaugen! Ein Desaster, wenn ihr uns fragt, aber wir sind ja auch keine Profis! Der Russensattel wird raufgeschmissen und mit einem Nylonband, direkt ueber den Sattel und unten durch und dann Ranzen einsaugen und Luft anhalten, zugeschnuert. Ich dachte schon das Pferd kollabiert, aber Friedchen ist so locker drauf, dass sie das Gewuerge ohne Wiederstand erduldet. Die gstabigen Rucksaecke werden dann seitlich irgendwie mit Schnueren und Seilen und ohne System befestigt und das Fressen oben irgendwie noch raufgegurtet. Es haelt 50 m und der ganze Sattel ist schraeg und das Tier bekommt einen komischen Wackelgang. Gut findet man die Profis hier auf der Strasse und sogleich wird alles wieder neu organisiert und beladen.
Diesmal haengt man die Rucksaecke einfach seitlich hinter dem Sattel ueber das Vieh. Ich meine, mich wuerde es ja stark behindern beim Gehen und es drueckt auch voll in die Flanken, aber der Profi meint es sei Kirgi-Style und man mache es hier so! Voila, also gehen wir im Kirgi-Style. Nur das Tier hat Schwierigkeiten, nach 3 km macht sie schlapp und steht still wie ein bockiger Esel. Binden dann die Rucksaecke nach Schweizer Style noch ein bisschen um und das Tier laeuft weitere 7 km mit kleineren Unstimmigkeiten mit dem Rest der Gruppe mit.
Hungrig und auf der Suche nach frischem Gras machen wir halt in der Steppe neben einem Dorf.
Die Kirgisen sind ja echt super freundlich und alle haben Freude, wenn sie uns sehen und moechten uns auch sogleich einladen. So auch unser neuer Freund und Gastgeber, der Lehrer vom Dorf. Ja null Problemo, wir koennen in seinem Garten weiden und sein Haus ist unser Haus. Hardcore Touris zelten natuerlich im Garten, koennen Frida ja nicht so alleine lassen. Es stellt sich auch heraus, dass er der Superprofi unter den Profis in Sachen Aufsatteln ist. 3m und der ganze Scheiss faellt vom Ross, aber die Kirgisen wollen sich in Sachen Pferde auf keinen Fall reinreden lassen!
Allah meinte es nicht so toll mit dem Wetter, es regnet in Stroemen die ganze Nacht. Koennen kein Auge zutun, es seicht ins Zelt (eben nur 99% waterproof) und fuer Friedchen scheint es auch sehr ungemuetlich zu sein. Morgens um sechs schlottert das arme Tier am ganzen Koerper (obwohl sich das die Viecher hier gewoehnt sein sollten). Frida ist wohl ein zartes Zimmerpflaenzchen und wir machen uns echte Sorgen um sie. Gut, hat man hier so viele Freunde und jeder gibt uns seine Nummer und die des Freundes falls wir Probleme haetten. Ja es scheint so, als braeuchten wir jetzt professionelle Kirgisen-Hilfe und rufen nun den wahren Profi unter den Profis an. Rash, der Pferdefreund und Guide, der alles weiss. Innert 10 Minuten organisiert er einen Transport fuer das schwaechelnde Madel und uns zu sich nach Hause. Der Plan war ja, die 70 Km zu gehen, aber wenn ein Gruppenmitglied schlapp macht, muss man umdisponieren und Ruecksicht nehmen. Es regnet immer noch, ist schweinekalt und alles ist nass! An uns solls ja nicht gelegen haben, aber Frida hat echt den Anschiss! Nach einer Stunde kommen Rash mit dem geilen Lada Niva und seine Freunde mit dem noch geileren Sowjet-Lastwagen mit offener Bruecke, Marke uralt, auf den Frida Roessel aufgeladen wird.
Rash ist jetzt mal ein echter Indianer und mit seinem Lada sowieso gleich unser Freund. Frida schwaechelt, weil die Gute trotz flottem Aussehen unsportlicher wie wir Schwarzlungen ist. Das Madel muss jetzt eine Woche gemaestet und gehaetschelt werden, und dann koennen wir langsam mit kleinen Trainingseinheiten beginnen. Ach, ist mir das Tier sympathisch, ich dachte schon wir muessten jetzt Marathons laufen und ueber sieben Paesse joggen. Jetzt bleiben wir halt bei Winnetou und Co., helfen ihnen beim Pferde zaemen und Vorraete fressen und Friedchen chillt in ihrer Herde, kriegt Luxus-Futter und ein warmes Nest und gewoehnt sich so langsam ans Leben unter freiem Himmel.
Was will man denn mehr vom Leben, als hier gut aufgehoben und voller Freundlichkeit und Fuersoge empfangen zu werden. Zwei stupide Touris die sich mal eben schnell einen Gaul gekauft haben, erleben das Paradies auf Erden mit kleinen, wohl vom Universum gewollten Unterbruechen. Das schoenste ist eigentlich das auch Friedababy ein wunderbares Zuhause gefunden hat, wenn wir weiterreisen muessen. Rash wird sie in seine Herde aufnehmen und das Madel kann das ganze Jahr ueber in den Bergen die fetten Graeser mampfen und wenn wir naechstes Jahr wieder kommen, ist unser Pferdchen trainiert und fit fuer die sieben Paesse und den verdammten Marathon!
Montag, 10. Mai 2010
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