Kapitel das Erste
In erster Linie erleiden wir hier einen Kulturschock. Wo sind die TATA Gurkenmobile, die angekafelten Hunde, die Velorikschas, das Gehupe, der Staub, die Hitze, unsere geliebten Inderrinder ueber deren Scheisse wir gestolpert sind, wo sind die vielen Menschen, die wie Bienenvoelker surren und gurren…? Indien fehlt uns ja bereits ein bisschen!
Sieben markante Erinnerungsbilder von Indien, die wir in die Memoaren aufnehmen:
Drei verdreckte, kraenkelnde Kleinkinder spielen im manuell bedienbaren Betonmischer.
Vier kahlgeschorene, buddhistische Nonnen bewundern vor dem Beautysalon die WELLA Haarwerbung.
Alter Mann in hundehuetteaehnlicher Unterkunft erledigt sein Geschaeft auf der Strasse. Die linke Hand reinigt er danach in seinem Urin. Menschenscharen ziehen ohne Interesse vorueber.
Frauen in wunderschoenen, farbigen Saris tragen Tontoepfe voller Wasser durch die Wueste.
Scheiterhaufen brennen fuer den Weg ins Nirwana am Ganges.
Indiens Hindus, Moslems, Christen, Arm und Reich leben und leiden gemeinsam mit- und fuereinander.
Bananen-Lassi extra large, indische Freunde und Eindruecke fuers Leben.
Kapitel das Zweite
Almaty morgens um vier ist ja der reinste Wahnsinn. Keine Probleme am Zoll, Ruski-Translator fuer Taxiservice in bester Laune organisiert uns gleich eine Luxusfahrt im schwarzen Mercedes-Benz E190 in die Stadt. Suche nach guenstigem Hotel scheitert klaeglich, dafuer haben wir jetzt eine eigene Wohnung!
Laeuft wie folgt: Man braust im deathproof Rusk-Mobil durch die schlafende Stadt und sucht Hotel. Ploetzlich tauchen am Strassenrand zwei duestere Gestalten auf. Aus dem Hinterhalt strecken sie die Hand aus zum Stoppen des Wagens. Fenster werden heruntergelassen und der Ruskitalk zur Geisterstunde beginnt. Frau huepft in den Wagen, labbert uns in Russisch zu und streckt uns ihr Natel entgegen. Gebrochenes Englisch saeuselt durch die Muschel. Etwas von Quartier und 100 fuer zweimal schlafen, ist alles, was wir verstehen. Uebermuedete Touris gehen darauf ein. Der Wagen braust los und haelt in einem dunklen Innenhof bei einem Hintereingang, der via Supercode geoeffnet wird. Madam fuehrt uns in ihre ``Rent a Suite``. Zweizimmerwohnung mit Dusche und Bad. Die gute Loge verfuegt sogar ueber eine Kueche und eine Waschmaschine von Samsung. Uns fallen die sonst schon buendig stehenden Kloetze aus den Augenhoehlen. Was geht denn hier ab!? Wir glauben, wir haben jetzt eine eigene Wohnung gemietet und das ganz auf Russisch, echt krass nicht?
So laeufts also in Kasachstan. Hand raus, Privatauto haelt und je nach dem stehen dir Tuer und Tor offen.
Aktiv wie wir sind, belagerten wir heute schon die Tourist Office und stellten fest, dass unser Plan ueber den Himalaya nach Kirgisistan wegen zu viel Schnee nicht ganz moeglich ist. Dafuer reisen wir jetzt in den Sueden in Richtung Shymkent ins outback zu den Nomaden und versuchen uns da so gut als moeglich, mit der Natur zu verbruedern, damit wir dann in einem Monat fuer den Franz Josef bereit sind.
Kurz noch ein Update zu Almaty:
In welcher Hightech-Stadt sind wir denn da gelandet! Abgesehen davon, wissen wir ja erst seit kurzem, in welchem Stadtteil wir uns befinden, da alles irgendwie russisch oder so angeschrieben ist. Haerri bueffelt wie ein Streber das kyrillische Alphabet und nennt sich bereits voller Stolz, Dr. Prof. Ruskitusski, der die Frauen und den Stadtplan versteht.
Saubere Strassen so breit wie der Baregg. Heisse Ruski-Chicas mit 12 cm Highheels in Miniroecken. Vom Mercedes zum Super-Porsche Cayenne bis zum Lada ist hier alles vertreten. In der Shoppinghalle gibt es Whisky Ardbeg, Carefree Slipeinlagen und Nonnenstolz Kaese aus der Schweiz. Die Restaurants servieren Beefsteak mit gebratenen Kartoffeln an Sauce Hollandaise auf richtigen Tischen und Stuehlen mit Gabel und Messer wie wir das von frueher kennen. Schweineteuer und cheibe fein! Die bringen das Essen sogar gleichzeitig und die Bestellungen sind alle korrekt und die Teller extra schoen dekoriert. Es hat fast keine Menschen, die musst du ja fast suchen auf den breiten Strassen und es gibt kein Gedraenge und Gestuerchel. Richtig langweilig wenn ihr uns fragt!
Der letzte Schrei; der Fussgaenger hat Vortritt! und es gibt richtige Signale mit Rot und Gruen. Das sind wir uns ja gar nicht mehr gewohnt und stuerzten uns wie umnaechtigte Huehner auf die Strasse, um moeglichst elegant und geschickt, die heranbrausenden BMWs zu umschiffen. Die hielten sogar an, ohne zu hupen! Wo gibt’s denn sowas!?
Kapitel das Dritte, das Visum
Visa beschaffen ist so eine Sache, man kann es in drei Geschicklichkeitsstufen unterteilen.
Die Diplomaten, welche regelmaessig mit dem Konsul dinieren gehen, haben , sagen wirs mal so, sicher gewisse Bonus-/Coop Superpunkte und falls sie noch Frauen sind und womoeglich dem Stabschef beim Beischlaf behilflich sind, haben im Nachttischchen ein Arsenal voller Paesse mit Visa auf Abruf. Nennen wir es Stufe eins, die studierten Akademiker (auch Lehrer schaffen es in Stufe eins, wegen Akademikertitulierung des Fussvolkes).
Zur Stufe zwei zählen wir die Business-People, welche ein erfahrenes Klasseweib von Sekraeterin im background besitzen und es auf professionelle Art gesch(f)ickt erledigen.
Stufe drei, die Touristen, die Idioten.
Quaelten uns in der Frueh (hallo, sieben Uhr in den Ferien!) aus den Federn, um den schwarzen Instant Nescafe classic hinunter zu wuergen (da anstelle von Milch, Nature Jogi gekauft wurde, die 1 Liter Scheiss-Guge sah aber auch aus wie das Heidi Milchfässchen!) und stellten uns wie die Kasachen an die Strasse, um das „Hand-raus-Game zu spielen“ (hat funktioniert, nur mit Akzent kostet es das Doppelte) und liessen uns zum Usbekischen Konsulat-Hauptsitz chauffieren. Dort empfaengt uns eine Schar Einheimische in Ruski-Sprache. Der 1. Sekretaer laesst uns sogleich in seine Bude treten, um 1.5 Sekunden spaeter die Holztuer wieder aufzuschlagen und in die Menge zu schreien, ob jemand englisch spreche. Nein, natuerlich nicht. Den Hand- und Fusszeichen der Menge entnehmen wir, dass Visa erst um zwei Uhr bearbeitet werden. So troedeln wir wieder zurueck, schlendern um die Kaffebuden und setzen uns um halb zwei wiederholt ins Black-Taxi der Staetter. Mit schweizer Puenktlichkeit traben wir erneut vor dem 1. Sekretaer, der uns mit einem breiten Laecheln empfaengt, vor, (er mag die Schweiz, weiss wohl nichts vom Minarett-Verbot!) um festzustellen, dass es hier keine Visaformulare gibt. Auch fehlen die zwei Passkopien. Nein, das Zeug musst du selbst besorgen, erst dann geht’s einen Schritt weiter in sein Buero. Was fuer ein Sch….so duemmlich auch. Ok, unser Fehler! Haetten wir doch mal die kyrillischen Infoblaetter am Anschlag befolgt, aber so weit sind wir in der Lexion o Ruski noch nicht! Gut, gab es jetzt einen der englisch sprach! Mit dem Taxi (ihr werdet auch festgestellt haben, dass wir heute einen grossen Teil von unserem Ersparten in die Bevoelkerung von Almati gespendet haben) also zurueck ins Internet, offizielles Formular herunterladen, in Druckbuchstaben fehlerfrei ausfüllen, ausdrucken, Kopien machen, im Gucci-Label Laden nach Leimstift fragen fuer die Fotos und diesmal mit dem Audi 80 Taxi wieder zurueck.
Die Zeit draengt, man sollte ja um zwei antraben und jetzt ist bereits drei Uhr. Der 1. Sekretaer mit 2-Sternpatten in Sowjetdress mit uebergrosser, marineblauer Muetze und Schnaeuzer wie der Pornokoenig erwartet uns bereits voller Vorfreude mit seiner grinsenden „Goldzahnaufblitz-Fresse“ wie der Froschkoenig (oder lacht der Sack uns aus?). Nein, er mag die Schweizer wirklich und laesst uns, nachdem der 2. Sekretaer mit 3-Sternpatten ein Telefon gestartet hat, zum 1. Unteroffizier des Königs mit 5-Sternpatten in Khaki-Hose in den hinteren Teil der Konsulaten-Bude. Die bangen Minuten kommen ja jetzt erst. Der 1. Unteroffizier stellt auch Fragen: Was ist Wettingen und wo ist der Strassenname des Geschaefts? und…ah, Policeman, keine weiteren Fragen! Heute ist Freitag, am Mittwoch sollen wir anrufen, ob die Antragssteller angenommen wurden. Oberhaupt-Konsul-Koenig der Usbeken kennt hoffentlich auch keine politischen Details der Schweiz, ev. haetten wir Schokolade beilegen sollen!?
Nun also warten wir weitere fuenf Tage im super teuren Almaty bei der Madam in der Suite und kochen unseren Maggi Fertig-Fras selbst, um Batzen zu sparen. Jeder der jetzt Mitleid mit dem Haerri hat, weil ich koche, sollte unbedingt jetzt auf unser Konto einzahlen.
Kapitel das Vierte
Und weils so geil ist, Geld auszugeben, haben wir uns heute gleich noch einen ultimativen two in one Kocher reingezogen. Gas und Benzin, das Teil sollte laut Ruski-Infoblatt alles niederburnen, was ihm in die Quere kommt! Und einen super hightech Satz Alu-Pfannen gleich noch dazu! Farblich alles total korrekt abgestimmt zum ollen mintgruenen waterproof Zelt!
Eigentlich koennten wir ab jetzt im Garten der Madam wohnen, aber irgendwie scheint das Campen in den Staedten verboten zu sein. Warten wir also auf unser Visum, das am Mittwoch oder ev. auch am Freitag kommt und fahren dann mit dem Zug 2 Wochen in die Wildnis zu den Jurtenbruedern, um da den neuen geilen Stoff auszuprobieren. Hoffentlich werden die nicht neidisch und klauen uns die Ware!? Was dann, so ganz allein in der Pampa… etwa Lydia Chuengel jagen und roh fressen… naja, besser wie gar kein Schemuese und so ein fleischiges Tartar soll ja auch Baerchen anlocken, das gibt sicher ein paar tolle Bilder: Haerri im Kampf mit dem Baer um das Futter!
Kapitel das Sechste
Vier Pack Zigaretten kosten weniger als ein Schocko-Moeffin!
Weitere Fragen zu diesem Thema, sollten hiermit erledigt sein. Wenn schon ungesund, dann aber richtig billig.