Inder, die sind verrueckt! Als ob wir das nicht bereits geahnt haetten, jetzt koennen wir das tatsaechlich anhand eines Beispiels im Zugbahnhof von Lucknow bestaetigen.
Als reine Vorsichtsmassnahme für nicht geuebte Indien-Reisende: Fahre niemals von einem grossen Bahnhof los ohne reserviertes Ticket, ausser du hast einen einheimischen Freund, der die Regeln kennt.
Regel Nr. 1: du entwickelst Gefuehle wie ein wildgewordenes Tier vor der Schlachtbank. Jeder ist dein Feind; Kinder, Alte, egal, nehme keine Ruecksicht auf Verluste.
Regel Nr. 2: klebe dich dicht, ohne Luft dazwischen, an deinen einheimischen Freund.
Regel Nr. 3: faehrt der Zug langsam ein, peile direkt auf einen Eingang zu und halte dich mit aller Kraft am Gelaender fest und wie bereits erwaehnt, ohne Luft zwischen Freund und Dir, sonst bist du verloren.
Regel Nr. 4: Niemals Blickkontakt mit solchen, die versuchen raus zu kommen! Die toeten dich, falls du ihnen den Fluchtweg versperrst, was nicht zu vermeiden ist, weil wenn du gegen Regel Nr. 5 verstoesst und versuchst die Fluechtenden fluechten zu lassen, toeten dich die fletschenden Tiere die von hinten stossen und druecken. Dein Pech wenn du da mittendrin mit dem fetten Rucksack haengenbleibst. Mir passiert und dass gehbehinderter Killeropa mich nicht abgeschlachtet hat, ist rein dem einheimischen Freund zu verdanken. Eben gut, hast du diesen, denn sonst ist dir der Untergang in der Eingangsgefahrenzone sicher! Da wird gedraengelt, gestossen, gequetscht. Passt ein Arm in die Luecke, passt auch der ganze Oberkoerper rein! Von Messerstichen blieben wir verschont, blaue Augen und Schuerfwunden gehoeren zum Alltag beim Kampf auf die verdammten unreservierten Plaetze!
Das Glueck war auch auf unserer Seite, das ganze durften wir zweimal erleben! Wir waren ausser uns vor Freude, als unser einheimischer Freund nach dem erbitterten Gemetzel merkte, dass wir irgendwie im falschen Zug sassen. Schnell raus auf die Plattform, tscheggen wo der richtige Zug faehrt, welcher eine Stunde Verspaetung hatte. Aber wie willst du die Situation tscheggen wenn 1 Stunde durch den Lautsprecher droehnt, der Zug kommt spaeter und auf Gleis 3 und in der letzten Viertelstunde sagen die nichts mehr. Die wissen wohl auch nichts, denn ploetzlich rennen alle Passagiere von Gleis 3 los, quer, ueber und unter den Gleisen hindurch auf Perron 4! Wieso das so kurzfristig wechselt, ich meine, der Zug war ja schon halb eingefahren, weiss keine Sau. Also keine Touris, aber fuer solche Faelle hast du ja eben den Freund. Mit Mutter und Tante im Schlepptau die ja auch nicht mehr allzu sportlich daher joggen, das ganze Morden und Totschlagen erneut. Beim Einsteigen hast du keine Freunde mehr, der Kampf ist das Ziel, und fighten kann hier jeder. Ich glaube die Grossmutter wuerde dich mit dem Gehstock erschlagen und das Kind beisst dir die Waden ab. Da will jeder rein und jeder will der erste sein! Und es hat verdammt viele davon!
Drinnen geht die erbarmungslose Jagd um die besten Sitzplaetze weiter, da wird gerannt , getreten und ueberholt, bis jeder da sitzt, wo er sitzen will, am besten die Familie um sich geschart. Ploetzlich ist Ruhe. Die mutierten fleischfressenden Kannibalen werden wieder zu Vegetariern, zu Laemmern zum Kuscheln und jeder ist dein bester Freund. Bietet dir Tee und Guetzli an wie bei Oma im Stuebchen! Den Touri rafft die ganze Hektik in den Sessel und er moved sich nicht mehr vom Stuhl, bis der Zug vier Stunden spaeter den Zielort erreicht!
Alles ist possible in great Incredible India, warum sich bei denen auf der Plattform der Chip dreht und alle Amok laufen, ist uns Gelegenheits-SBB-Usern nicht ganz klar, es geht doch auch ohne Totschlag und jeder bekommt seinen Platz. Aber waere es nicht so, waere es wohl nicht Indien und wir haetten keine Geschichten von Mutanten aus dem Bahnhof zu erzaehlen.
Leider konnten wir dieses Ereignis bildlich nicht festhalten, wir hoffen in Anbetracht der hektischen Tatsachen versteht der Leser, dass wir die Haende für die Verteidigung brauchten!
Wir haben uns von den Einstiegszenarien erholt und sind bei Rajesh dem indischen, einheimischen Freund von meinem Hero-Onkel, Sir Boss, untergekommen.
Mitten in der Pampa geniessen wir ein Froehnerleben der Sonderklasse. Fuehlen uns wie kleine aufgeblaehte Goetter. Mama Rajesh ist eine gefaehrliche und fantastische Koechin. Inzwischen hat sogar Haerri Angst vor ihren Schlarpgeraeuschen, welche bedeuten, dass sie mit noch mehr Essen aufkreuzt. Die gute alte Dame wacht wie eine Glugger ueber uns und wehe wir lassen uns nicht mindestens dreimal nachschoepfen! Gemaestete Weihnachtsgaense sind Magerware gegen unsere Dauerfutterei! Seit unserem naechtlichen Rundgang mit Gangsta-Kuulio und klein Bruder durch das Dorf, kennen wir jetzt noch zusaetzlich jede Fressbude im Ort. Das heisst konkret, dass wir uns zusaetzlich zu den drei taeglichen Hauptgaengen, bei denen die Raenzen bereits platzen, noch zwischendurch Fressalien aller Art reinstopfen. Mit Genuss hat das nichts mehr zu tun, in unseren Breitengraden nennt man das Folter! Die meinen doch tatsaechlich wir seien keine guten Esser, aber Container Haerri gehörte ja bis anhin nicht in diese Sparte, dabei haust du dir hier zum Frühstück schon tellerweise Kartoffeln und Porridge rein. Die fragen, ob du was magst, kaum hast du fertig genickt, schon reichen sie dir das rüber. Mama Rajesh fragt schon gar nicht mehr, sie schaufelt einfach tonnenweise Ware auf deinen Teller!
Rajesh konnte leider nur bis Montagmorgen bleiben, dafuer gabs dann auch noch ein Wahnsinns-Festschmaus ala Non-Veg vom Kochtopf. (Dabei haben wir gemeint die Inder seien Vegetarier)
Das Migros-Shopping durften wir live miterleben. Rein in den Jeep, zur naechsten Bodenhaltungs- Huehnerfarm (Tierfreunde leiden hier). Wir als Ehrengaeste durften dann auch noch einem Gueggel das Todesurteil geben, indem man am besten mit geschlossenen Augen in die Masse deutet und zu Gott betet, das Tier moege dir verzeihen. Ach, wir Voegelimoerder, shame on us!! Das lebende Tier wird ins Migros-Saeckli gepackt und weiter geht’s zur Fleischerei Felder.
Aus einem Hahn wurden beim Metzger Otti dann zwei, da unser lausiger Junge doch zu mager schien. (God save se Chicken, das nun im Boexli auf seine alten Tage wartet) Dafuer spendeten zwei Prachtexemplare, die bei uns auf dem Laufsteg Karriere machen wuerden, ihr trauriges Leben fuer die hungrige Meute.
Ich durfte ja schon als Kind schmerzlich in Erfahrung bringen, dass der Gueggel nicht vom Coop im Vakuum-Paeckli kommt und machte mich aus dem Staub. Der Bub dagegen wurde ja vor solchen Greueltaten verschont und wollte nun seine ersten Erfahrungen als bekennender Fleischesser sammeln.
Nun, schreiben wir das Datum vom 21.02.2010 als Protokollnachweis nieder, als der arme Geuggel auf der blutigen Schaechter-Plastikunterlage am Strassenrand sein Leben liess und wuenschen dem Haerri alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg als Vegetarier!
Hielt leider nur so lange an, bis Mama uns die vollbepackten Teller hinreichte und dem Bub das Wasser im Mund zusammenlief. Zur Feier des Tages war es extra mit viel spicy Masala und das Halszaepfli loeste sich in seine Einzelteile auf. Man kann es auch als Strafe Gottes sehen, hauptsache wir leben noch und den Indern schmeckte es!
Im Dorf bleiben wir die Attraktion und (man staune erneut) wir kriegen alles geschenkt! Von Mama und Baba Rajesh gabs noch extra Bonusgeschenke, einen Schal fuer mich und ein ultimativ geiles Sennen- Gilet aus Schafswolle fuer den Vegetarier! Es ist koestlich hier in allen Bereichen und der Rajesh ist ein voll geiler Siech!
Samstag, 27. Februar 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen